Die meisten Balletttänzerinnen und Balletttänzer sehen sich mehr als Künstler und nicht als Sportler.
Aus sportmedizinischer Sicht ist ein/e Balletttänzer*in sowohl ein/e Künstler*in als auch ein/e Hochleistungssportler*in.
Balletttanz ist jedoch körperlich genauso anstrengend wie Hochleistungssport und birgt ein ähnlich hohes Verletzungsrisiko während einer Aufführungssaison.
Studien zufolge verletzen sich 40-85 % der Tänzer*innen während einer Saison.
Es treten 0,77 Verletzungen pro 1000 Tanzstunden auf. Das bedeutet, dass in einer Kompanie mit 40 Tänzer*innen und einer wöchentlichen Arbeits- oder Trainingszeit von 33 Stunden eine Verletzung pro Woche zu erwarten ist.
Verletzungen der unteren Extremitäten und des Rückens treten sehr häufig auf. Vorherrschend sind Weichteil- und Überlastungsverletzungen. Studien haben gezeigt, dass die Gründe für Verletzungen bei Berufsballetttänzerinnen und Freizeittänzerinnen unterschiedlich sind.
Bei Berufsballetttänzerinnen überwiegen Überlastungsschäden. Diese werden verursacht durch:
- körperliche Voraussetzung
- schlechte Kontrolle der Lenden-Becken-Bewegung
- unangemessene Kontraktion des Musculus transversus abdominis
- verminderte Kraft der unteren Gliedmaßen
- schlechte aerobe Fitness
Bei Freizeitballett-Tänzern überwiegen akute Verletzungen. Diese werden verursacht durch:
- die Überbeweglichkeit von Hüfte und Knöchel, die muskulär noch nicht kompensiert werden kann
- längere Trainingszeiten, an die die Tänzer*innen noch nicht gewöhnt sind